(K)Eine Fußnote der Geschichte

Buchtitel


Eine Fussnote der Geschichte
Französisches und baslerisches Birseck,
1792 – 1833

Verlag des Kantons Basel-Landschaft 2015
ISBN 978-3-85673-287-5

Autor

Hans Utz
25.10.1948; studierte in Bern Geschichte und Altphilologie;
promovierte 1974 mit Die Einheitsfrontpolitik der Kommunistischen Partei Deutschlands 1921–1923;
lehrte von 1974 – 2012 Geschichte und Latein am Gymnasium Oberwil BL,
von 1993 – 2001 Rektor dieses Gymnasiums;
viele Lehr- und Forschungsaufträge an verschiedenen Institutionen;
zahlreiche wissenschaftliche historische Veröffentlichungen.

P.S. Sein Berner Familienname wird ùez und nicht úzz gesprochen.

Besprechung

In den Tagen vor dem Jahresende 1815 endete für die neun Gemeinden des Birsecksnämlich für Aesch, Allschwil, Arlesheim, Ettingen, Oberwil, Pfeffingen, Reinach, Schönenbuch und Therwileine 23-jährige Phase der Ungewißheit. Mit der Neuordnung Europas schlug der Wiener Kongreß diese neun Gemeinden quasi aus der Konkursmasse des untergegangenen Fürstbistums Basel dem damaligen eidgenössischen Stand Basel zu. Der weit größere Teil des Fürstbistums inklusive dem Laufental wurde vom Wiener Kongreß dem Stand Bern übergeben. Der Zuschlag an Bern erfolgte auch als teilweise Kompensation für die 1803 von Bern abgetrennten und neu als Kantone entstandenen Gebiete im Aargau und in der Waadt.

Somit konnten die Birsecker Gemeinden 2015 ihre 200-jährige Zugehörigkeit zur Schweiz feiern. Hans Utz bereitete für die Volkshochschule Basel einen Zyklus zu dieser historischen Marke vor. Dabei stellte er fest, daß es eigentlich wenig historisch aufgearbeitete Grundlagen zur Geschichte des Birsecks in dieser wechselvollen Zeit gab. Utz nahm sich vor, diese Lücke zu schließen und eine Geschichte vorzulegen, die die Zeitspanne vom Untergang des Fürstbistums Basel im Jahre 1792 bis zur Basler Kantonstrennung 1833 abdeckt.

Mit einer knappen Darstellung der letzten Jahre des Fürstbistums und den revolutionären Bestrebungen in der Ajoie führt der Autor den Leser zügig ins Hauptthema. Nach diesem ersten Teil beleuchtet Utz das Französische Birseck der Jahre 1793 – 1814. Im dritten Teil mit dem Titel Leben in Frankreich erfährt man einiges über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse dieser Zeit. Die erste Zeit in der Eidgenossenschaft stellt Utz in einem vierten Teil unter dem Titel Schweizerisches Birseck ab 1814 dar. Der letzte Hauptabschnitt heißt Auf dem Weg zur Trennung und zeigt viele Gründe auf, weshalb es gerade auch aus dem katholischen, neubaslerischen Birseck zur Trennung der beiden Basel gekommen ist.

Das Werk von Hans Utz entwickelt die Geschichte dieser 41 Jahre des steten und heftigen Wandels nicht nur entlang der politischen Ereignisse. Er geht auf die Situationen und Lebensumstände der Menschen ein und zeigt auch, wie dieses nahe der Stadt Basel gelegene Gebiet, das von der Reformation im Jahre 1529 bis zum Eintritt in die Eidgenossenschaft Ende 1815 aus Basler Sicht Ausland war, immer auch im Austausch mit der Stadt gelebt hatte.

Der Autor Hans Utz ist mir schon sehr lange bekannt, gab es doch immer wieder Kontakte mit dem Rektor des kantonalen Gymnasiums und mir als Gemeindepräsident der Standortgemeinde. Zudem war ich immer an seiner Historikerarbeit interessiert. Deshalb wußte ich, daß Utz ein sehr exakter, quellentreuer Historiker ist. Das gilt auch für sein neuestes Werk, wofür die 901 Fußnoten auf rund 180 Textseiten ein eindrücklicher Beleg sind.

Hans Utz hat sein Werk Eine Fussnote der Geschichte betitelt. Das widerspiegelt die zurückhaltende, ja bescheidene Persönlichkeit des Autors. Aus meiner Sicht ist das aber eine glatte Untertreibung. Gut, wenn man sich in den letzten zwei Jahren mit der Geschichte des Wiener Kongresses befaßt hat, mag der Gang der Dinge in der Nordostecke des untergehenden Fürstbistums Basel eher als Fußnote erscheinen. Wer aber die Geschichte am Rheinknie in den Zeiten nach der Französischen Revolution bis zur Neuordnung Europas und bis zur Kantonstrennung von Basel-Stadt und Basel-Landschaft kennen will, der kommt nicht um das Buch von Utz herum. Es ist zu dicht, zu präzise und zu aufschlußreich.
Also alles andere als eine Fußnote.

© Rudolf Mohler 16. Februar 2016